Arne Jacobsen 1902-1971

Designvisionär und unter anderem Schöpfer des Egg™, des Swan™, der Serie 7™, des Ant™ und des Drop™.

DER REBEL

Arne Jacobsen wuchs in Kopenhagen auf und man sagt, er habe als Kind die viktorianische Tapete in seinem Schlafzimmer überstrichen. Dabei bedeckte er seine Wände nicht mit typischen Kinderzeichnungen oder überstrich die verzierte Tapete mit jungenhaftem Blau – er entschied sich, sein gesamtes Zimmer weiß zu streichen. 

Dieser Entschluss mag heute normal erscheinen, jedoch waren im frühen zwanzigsten Jahrhundert weiße Wände noch nicht in Mode. Arne Jacobsen war seiner Zeit also von Anfang an voraus. 

Mehr als die Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts prägten Arne Jacobsens Ideen die dänischen Designlandschaft und verbreiteten sich von Skandinavien aus, um Architekten und Designer auf der ganzen Welt zu beeinflussen. 

Er leitete Projekte, die von komplexen Gebäuden wie der Dänischen Nationalbank reichen bis hin zu detaillierten Aufgabenstellungen, wie ein besonderer Teelöffel für sein Besteck-Set. Er arbeitete dabei mit einem verhältnismäßig kleinen Studioteam zusammen, angetrieben von dem unstillbaren Bedürfnis, Dinge zu gestalten.

Jacobsens kreativer Prozess konzentrierte sich auf seine strenge Berücksichtigung von Details. Mit akribischen, handbemalten Aquarellen erweckte er seine Visionen für Förderer und Bauherren zum Leben. In jedem Jahr gelang es Jacobsen, das zu entwerfen, was andere gerne in fünf Jahren produziert hätten.

SAS ROYAL HOTEL

Die Person

Er konnte schwierig, sarkastisch und kompromisslos gegenüber Arbeitspartnern und Herstellern sein und verlangte von seinen Mitarbeitern, mehr oder weniger rund um die Uhr zu arbeiten oder sich eine andere Stelle zu suchen; das Familienleben hatte hintenan zu stehen. Bei der Renovierung des Hauses wurde die Familie gebeten, für den Anstrich das richtige Weiß unter einer Vielzahl von Varianten auszuwählen; stundenlang mussten Bilderrahmen hochgehalten werden, um die richtige Komposition zu finden. Die Kaffeetassen wurden in ordentlichen, geometrischen Reihen platziert, die Kinderspielzeuge hatten weggeräumt zu sein, wenn Jacobsen schließlich aus dem Studio nach Hause kam. Der naturliebende Botaniker Die andere Seite seiner Persönlichkeit zeigt einen ganz anderen, milderen Jacobsen, der sich im Rousseau-Stil in Aquarelle, Naturstudien und die Pflege von Bäumchen vertiefte. Jacobsen versuchte gelegentlich, den selbst geschaffenen Restriktionen zu entkommen: „Ich ersticke an der Ästhetik“ gestand er privat und empfand manchmal große Freude an der Zuflucht zu Orten, an denen Anti-Design und Anti-Ästhetik herrschten: „Das ist großartig, hier kann man nichts ändern!“ Er verschlang liebend gerne köstliches Gebäck. Aber das Gebäck musste trotzdem gut aussehen, damit es ihm schmeckte, ein Zeichen für sein Dilemma, die Ästhetik außen vor zu lassen, und sei es auch nur für einen Moment. Ein warmer Sinn für Humor Arne Jacobsens Humor und Selbstironie zeigen sich unter anderem in seinen Entwürfen und handgezeichneten Weihnachtskarten für enge Freunde oder in der Art und Weise, wie er sich zu Themen (meist beruflicher Natur) äußerte, die ihm am Herzen lagen. Seit seiner Kindheit spielte er gerne den Clown, und auch in seinen Erwachsenenjahren setzte er die Possenreißerei fort und nahm manchmal verrückte Wetten an, bei denen es zum Beispiel darum ging, eine ausgehöhlte Melone als Hut zu tragen.

Sprachliche Eigenheiten

Jacobsen gilt nicht als intellektuell oder analytisch im herkömmlichen Sinne. Seine Art der Kommunikation bezüglich Designfragen wurde durch Aussagen wie „so dünn wie möglich und niemals in der Mitte“ legendär. „Heute müssen wir ein wirklich niedriges/rundes Projekt machen“ ist eine weitere `präzise`, fast schlichte Formulierung von Jacobsen, die seine Mitarbeiter oder Studenten an der Akademie, wo er eine Professur innehatte, oft zu hören bekamen. Arne Jacobsen fragte gelegentlich auch, wie sich die Dinge an diesem Tag „benommen“ hätten, als führten sie tatsächlich ein Eigenleben. Er verglich seine eigenen Gebäude auch mit identischen, an verschiedenen Positionen platzierten Streichholzschachteln.